Wenn man als Trio durch die Fußgängerzonen ziehen will um Musik zu machen, stößt man schnell auf ein Problem: Man braucht unendlich viel Equipment. Gitarrenverstärker, Kabel, Stative und insbesondere beim Schlagzeug gefühlt tausend Einzelteile. Diese müssen jedes mal aufwendig auf- und abgebaut werden und in der Zwischenzeit irgendwo so verstaut werden, dass nichts verloren geht. Denn wenn nach dem Ritt über das Kopfsteinpflaster diese eine kleine Schraube fehlt, die den Klöppel der Fußmaschine befestigt, kommt der Schlagzeuger ins Schwitzen. Kein Bassdrumklöppel? Kein Beat!
Nachdem auf der Letzten Straßenmusiktour unser Bassist bereits am dritten Tag wagemutig dazu bereit war sein einziges T-Shirt als Pfand für ein geliehenes Kabel zu opfern, musste eine neue Lösung her. Für die bevorstehende Tour brauchten wir, um Schotterpisten und Kopfsteinpflastern zu trotzen, ein neues Transportkonzept. Die Idee dafür lief uns eher zufällig über den Weg. Ich besuchte mit meinem Vater ein großes Musikgeschäft um Gitarren-Verzerrpedale zu vergleichen. Nach fünf Stunden voll lauter Zerrgitarren und detailversessenen Nerd-Diskussionen hatten wir beide die Ohren voll und waren reif für den Heimweg. Irgendwie trieb es uns aber doch noch in die Schlagzeug- und Percussionabteilung. In einem Nebenraum stand sie dann zunächst unauffällig in einer Ecke: unsere Inspiration.
Eine Kiste, sperrig und aus dicken holzplatten gefertigt, mit drei eingebauten Schlagzeugfellen zum draufhauen. Ein zusammenhängendes Schlagzeug – ohne Einzelteile! Das hat uns fasziniert und sofort sprudelten unsere Köpfe vor Ideen. „Das kann man doch selber bauen!“ „Das kriegen wir doch besser hin!“ – Innerhalb von fünf Minuten war die Kiste ausgemessen und wir hatten den festen Plan unsere eigene Version der Kiste zu bauen.
Drei Wochen, zwei Flaschen Wein, ein zersägtes Kinderschlagzeug und einige Stunden Handarbeit später steht sie da – die Kiste! Alle Teile, die nicht fest verbaut sind, passen in die Kiste. Zusätzlich Gitarrentreter, Kabel, Pedale, Stative und alles was gerne mal verloren geht. Unser Schlagzeuger schwitzt auf unserer bevorstehenden Tour hoffentlich nur noch wegen der portugiesischen Sommersonne und unser Bassist darf sein T-Shirt behalten. Und das Allerwichtigste ist natürlich: Die Kiste hat ordentlich Wumms und sorgt garantiert für Aufmerksamkeit in der Fußgängerzone!