Das Wildschwein Teil 1

Eine Warnung vorweg: Dieser Blogeintrag wird lang. Es ist einiges passiert in den letzten Tagen. Wir haben zwar ein paar Kratzer, aber im Großen und Ganzen geht es uns gut. Aber fangen wir mal vorne an..

Nach einem ausgiebigen Frühstück am dritten Tag unserer Tour konnten wir die Ruhe auf dem Campingplatz nutzen, um ein Pappschild mit unserem Instagram-Infos zu gestalten. Wie sich später zeigen sollte, war dies eine super Idee, denn innerhalb von nur drei Tagen bekamen wir über hundert Follower, welche sich jetzt ebenfalls unsere Bilder und Videos auf Instagram ansehen. Unser nächster Stopp war eine der größeren Städte am Lago Maggiore – die Stadt Verbania. Leider kamen wir zur ungünstigen Mittagszeit an, weshalb sowohl an der Promenade als auch in der Stadt kaum Menschen zu finden waren. Nach einigen Momenten Diskussion entschieden wir uns für unseren nächsten Stopp: Turin. Als wir ankamen wirkte die Stadt zunächst etwas beklemmend – große überfüllte Märkte, überall Müll und der Hinweis eines Italieners, dass wir auf keinen Fall das Auto in der Stadt stehen lassen sollten: „Ihr seid Musiker, oder?” (Das war deutlich erkennbar an dem Schlagzeugturm im Auto). „Lasst zum Cazzo nichts im Auto, hier wird alles geklaut”. Wir drehten mehrere Runden, um einen Parkplatz zu finden, was uns schlussendlich auch gelang. Das erste Set spielten wir vor einer ehemaligen Kirche, was zwar bei den Eicafébesitzern für große Freude sorgte (Tanzen beim Kugeln verteilen), allerdings nicht viel Geld einbrachte. Erst das dritte Set in der Einkaufsmeile Via Roma wurde dann ein wenig erfolgreicher. Insgesamt konnten wir an diesem Tag 54€ und ein paar Zerquetschte einspielen. Für die Nacht hatte Tim uns schon einen Schlafplatz herausgesucht – wie immer eine spannende Sache. Schließlich landeten wir auf einer abgemähten Wiese an einem See in der Nähe von Carignano – umgeben von drei Meter hohen Mais (Ja, mit der Erlaubnis eines Bauern!).

Der folgende Tag fing ein wenig schleppend an. Im Städtchen Corneo war um die Mittagszeit nicht viel los. Wir haben trotzdem aufgebaut und gespielt. Und den vier italienischen Opas, die gegenüber von uns auf einer Bank saßen, konnte man ansehen, dass ihnen die Musik gefällt. Einem der vier (nennen wir ihn Giovanni) gefiel nicht nur die Musik, denn wir konnten von unserer “Bühne” aus sehen, dass Elena und Giovanni sich angeregt unterhielten. Im Anschluss erfuhren wir, dass Giovanni zwar eine Frau zu Hause hat, er aber Elena viel schöner findet und dass sie doch bei ihm einziehen solle. Elena hat abgelehnt, worüber wir sehr froh sind :-). Von hier aus wurde der Tag dann immer besser. Wir beschlossen nach Nizza zu fahren und konnten uns zum Sonnenuntergang einen der besten Plätze an der berühmten Promenade sichern und hatten nach dem dritten Song schon eine große Traube von Menschen vor uns stehen. An diesem Platz haben wir dann zwei Sets gespielt und konnten am Ende vom Tag 127€ in unserem Hut zählen. Unser bisher größter Erfolg! Mit dem Schlafplatz hatten wir ebenfalls Glück. Über eine App zur Stellplatzsuche haben wir einen großen Kiesplatz auf einem Berg hoch oben über Nizza gefunden. Die Stadtlichter von Nizza, die wir von dort aus sehen konnten und der klare Sternenhimmel erzeugten gerade genug Licht um noch das Zelt aufbauen zu können. Der Platz war zwar sehr schön, aber die letzte Dusche gefühlt auch schon Jahre her. Also beschlossen wir noch abends, in der nächsten Nacht unbedingt auf einem Campingplatz mit Dusche zu schlafen. Wir heckten einen genialen Plan für den nächsten Tag aus und gingen schlafen.

Am Vormittag des nächsten (mittlerweile fünften) Tages konnten wir den menschenleeren Platz nutzen, um unsere Show zu erweitern. Wir studierten ein spektakuläres Percussion-Solo mit Instrumentenkarussell ein, was sich als wahrer Menschenmagnet herausstellen sollte! Zum Nachmittag fuhren wir nach St. Raphael, um die Promenaden unsicher zu machen. Die Hitze machte uns ein wenig träge, was dazu führte, dass wir uns bei der Suche nach einem Platz zum Spielen öfter mal auf die Bänke setzten und dem Stadtgeschehen zusahen. In der goldenen Stunde platzierten wir uns dann auf der Promenade und testeten unser frisch komponiertes Percussion-Solo. Halbvoller Erfolg! Die Menschen blieben stehen und lauschten, gingen dann aber auch relativ schnell wieder unbekümmert weiter. Ein klimpernder Wurf in den Gitarrenkoffer war nur selten zu hören. Man hätte schon anfangen können, an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln. Allerdings wurden diese Zweifel sofort erstickt. Denn nach dem dritten Song kam ein Herr vom Ordnungsamt und warnte uns, dass wir an dieser Stelle nicht spielen dürften. Und schon gar nicht mit verstärkten Instrumenten. Irgendwie schien ihm die Musik aber doch gefallen zu haben, denn er meinte, wenn wir uns hundert Meter weiter hinter die Eisdiele stellen, hat er nichts gesehen, nichts gehört und nichts gesagt.

Die nächsten zwei Sets konnten wir dann auch ungestört spielen. Wir ernteten Applaus und diesmal auch ein paar klimpernde Würfe in den Gitarrenkoffer. Am Ende vom zweiten Set kam sogar der Barbesitzer von der anderen Straßenseite auf uns zu und fragte ob er uns für den nächsten Tag engagieren könne. Der französische Nationalfeiertag am 14. Juli und das damit zusammenhängende Tanzverbot machte uns dann aber einen Strich durch diese Rechnung. Als nach dem Abbau die Euphorie dann langsam nachließ, merkten wir alle, dass wir nun doch ziemlich platt vom Tag waren. Wir beschlossen zum Campingplatz zu fahren, den wir mittags schon organisiert hatten. Um kurz nach ein Uhr Nachts standen wir vor dem Tor des Campingplatzes. Ab hier ging es bergab… (Mehr Dazu in Teil 2)

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