Das Wildschwein Teil 2

Die Security ließ uns nicht, wie telefonisch besprochen, auf den Campingplatz. Stattdessen wurden wir abgewiesen mit der Begründung, alle Plätze seien belegt. Dass unsere Namen und eine Telefonnummer von uns in der Rezeption hinterlegt waren half in diesem Moment auch nicht. Wir mussten einen anderen Schlafplatz finden. Die Stimmung sank rapide ab, denn wir hatten uns alle schon auf die lange warme Dusche gefreut. Zwei weitere Campingplätze wiesen uns ebenfalls ab. Beim dritten Campingplatz fuhren wir einfach hinter einem Auto hinterher, bei dem sich die Schranke öffnete. Zelt aufbauen und am nächsten Tag bezahlen hatte schon einmal ohne Probleme geklappt. Aber auch hier war kein Platz für ein Zelt, alles nur Bungalows, Chalets und Mobile Homes. Als wir dann bemerkten, dass man nicht nur zum Einfahren, sondern auch zum Ausfahren aus dem Campingplatz einen Zahlencode benötigt, hatten wir endgültig unseren Tiefpunkt erreicht. Wir standen vor der geschlossenen Schranke und wussten für einen kurzen Moment einfach nicht wie es weitergeht.

Tim unser alter Survivor hat dann einfach ein paar Campingplatzbewohner nach dem Code gefragt und so konnten wir unsere Schlafplatzsuche fortsetzen. Als klar war, dass eine Dusche sowieso aussichtslos ist und wir in dieser Situation zusammenhalten müssen, änderte sich automatisch die Stimmung in der Gruppe. Alle sprachen sehr ruhig und besonnen. Wir wussten, dass wir an einem Strang ziehen müssen um diese Situation zum Guten zu wenden. Unser Zusammenhalt bewies sich in dieser Situation. Aber die Nacht war trotzdem noch nicht vorbei. Über unsere App zur Stellplatzsuche fuhren wir dann vorgeschlagene Plätze zum Wildcampen an. Nach 15 Minuten Fahrt zum ersten Platz war unser Auto zu breit für eine schmale Brücke, über die wir fahren hätten müssen. Zwischen den unübersichtlichen Feldwegen verließ uns dann kurz die Orientierung und wir mussten erst mal wieder zurück auf die Straße finden. Nach 10 Minuten Fahrt zum nächsten vorgeschlagenen Platz kam die nächste Enttäuschung. Hätten wir einen Jeep mit Vierradantrieb gehabt, hätten wir den sandigen Waldweg vielleicht hochfahren können. Mit unserem 9-Sitzer Stadtbus war das aber unmöglich. Tim und ich liefen, mit Kopflampen bewaffnet, aber trotzdem in den Wald. In Hoffnung auf eine nahe Lichtung, auf der wir unser Zelt aufstellen hätten können, stapften wir durchs Dunkel. Die zunächst friedliche Waldstille wurde an einer Weggabelung dann aber jäh unterbrochen. Ein tiefes bedrohliches Grunzen kam aus dem Busch direkt vor uns. Rückzug! Wir liefen zügig davon. Erst im Auto merkte ich dann, dass ich beim Rückzug durch die Büsche wohl auch ein paar Dornen gestreift hatte. Zum Glück nur ein paar Kratzer.

Am Ende haben wir dann doch noch einen Platz gefunden, an dem wir unser Zelt aufstellen konnten. Wir beschlossen noch in der Nacht, am nächsten Tag mal Pause zu machen und in der Schlucht von Verdon Wandern zu gehen. Doch auch der nächste Tag hielt einige Überraschungen für uns bereit…

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